Brauchen wir ein Anti-Doping-Gesetz ?

Eigentlich bin ich kein begeisterter Sportfan, aber ich finde es immer wieder faszinierend, mit welchen Mitteln Sportler versuchen sich schneller und kräftiger zu machen. Jan Ullrich wurde von der ehemaligen Leichtathletin Britta Bannenberg angezeigt, weil er sich verbotene Blutpräparate zugeführt hat. Und die Leichtathleten bei der EM waren wohl auch nicht mehr so schnell wie vor ein paar Jahren - eben weil sie nicht mehr so viele leistungssteigernde Mittel nehmen.

Immer wenn Sportereignisse stattfinden, kocht die Diskussion um ein Anti-Doping-Gesetz hoch. Aber: Brauchen wir wirklich noch ein Gesetz ?

Regelungslücke

Den ersten Blick habe ich in unser Betäubungsmittelgesetz (BtMG) geworfen. Es stellt hauptsächlich Besitz, Einfuhr und Ausfuhr von Betäubungsmitteln unter Strafe. Allerdings unterfallen z. B. Blutpräparate nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Es ist also hier nicht anwendbar. Ein wenig mehr fündig wurde ich im Arzneimittelgesetz (AMG). Der § 6 a Abs. 1 AMG regelt, daß es verboten ist, Arzneimittel zu Dopingzwecken im Sport in den Verkehr zu bringen, zu verschreiben oder bei anderen anzuwenden. Die Vorschrift wendet sich ausschlieÜlich an die Angehörigen der Heilberufe und Apotheker bzw. Pharmakonzerne. In Verbindung mit § 96 Abs. 2a AMG ist es strafbar bei Menschen (Tiere sind davon ausgenommen) Mittel zum Zweck des Dopings im Sport anzuwenden. Der Anwender selbst geht im Moment straffrei aus. Es besteht also eine Regelungslücke.

Notwendigkeit

Mein Namensvetter Dr. Axel Sander, der den Kommentar zum Arzneimittelgesetz (AMG) herausgibt, schrieb: "Entsprechend dem Schutzzweck des AMG geht es im § 6 a um den Schutz der Gesundheit. Die Gewährleistung sportlicher Fairneß als solcher wird demgegenüber durch Maßnahmen der Gremien des Sports verfolgt." Müssen Sportler durch ein Gesetz beschützt werden? Ich persönlich bin zu dem Schluß gekommen, daß es eigentlich ganz sinnlos ist, Dopingmittel zu verbieten. Weil es immer jemanden wie Dr. Fuentes geben wird, der leistungssteigernde Mittel herstellt und anwendet. Und es wird immer Sportler geben, die dem nicht widerstehen können. Die einzige Notwendigkeit bestünde aus meiner Sicht in einer Aufklärungspflicht darüber, wie diese Medikamente wirken. Jeder Sportler sollte selbst entscheiden können, ob er durch unfaire Mittel gewinnen möchte und vielleicht seine Gesundheit ruiniert.

Stärkung der Eigenverantwortung - das ist es doch, was alle wollen. Außerdem sollte es öffentlich bekannt gemacht werden, wer solche Mittel eingenommen hat. Die Bestrafung sollte wirklich den Gremien des Sports und nicht den Gerichten überlassen werden.