Der Vorname – Fluch und Segen

von Rechtsreferendarin Julia Harms

Julius, Ferdinand, Chantal, Jaqueline, Finn-Lennard... Wer ein Kind bekommt, steht vor einer der folgenschwersten Entscheidungen, die er für sein Kind treffen kann: Der Namensgebung.
Vielen Eltern ist nicht klar, dass der Vorname einen Einfluss darauf hat, welche Wahrnehmung die Gesellschaft von der Person hat und welche Charakteristika der Personen jedenfalls unbewusst dem Namen zugeschrieben werden. Das konnte durch Studien belegt werden.

Vorurteile und Charakterzuweisungen aufgrund des Namens

Menschen neigen dazu, sich im Vorfeld ein Bild von der Persönlichkeit einer Person allein aufgrund des Namens zu machen. Auch werden gerne Rückschlüsse auf den sozialen Hintergrund gezogen. So kommt eine Charlotte eher aus einem gehobenen Umfeld, ein Maurice aus einer sozial schwachen Familie.
Immer ausgefallener soll der Name des Kindes sein, möglichst abgegrenzt von der großen Masse. Dabei driftet der Trend einerseits zurück zu den alten Namen, die auch schon Generationen vor uns trugen, andererseits werden Namen aus Videospielen oder Filmen immer beliebter.

Justin Helmut - besonders kreative Namenskonstellationen entstehen, wenn die Eltern versuchen, der Moderne gerecht zu werden und dennoch die Großeltern zu ehren, indem ihr Kind den Namen eines Großelternteils als Zwischennamen bekommen.

Der Name als Wegbereiter

Dass der Name den Weg eines Kindes vorzeichnen kann und seine Chancen schmälern oder unterstützen kann, wurde 2009 anhand einer Studie der Universität Oldenburg nachgewiesen. Der Studie zufolge, variierte die Bewertung, der Lern- und Leistungsfähigkeit der Schüler, allein aufgrund ihrer Vornamen. Demnach assoziieren Pädagogen die Namen wie Charlotte, Marie, Lukas, Jakob oder Maximilian mit leistungsstärkeren Kindern und freundlicheren Persönlichkeiten.
Hingegen wurde Kindern mit Vornamen wie Kevin, Mandy, Justin oder Chantal eine Leistungsschwäche und Verhaltensauffälligkeit zugeschrieben.

Daneben bietet der Name auch immer viel Potenzial für Mobbing und Namenswitze durch Altersgenossen.

Auch bei der Jobsuche kann der Name einer Person eine Rolle spielen. So ist nicht nur der Vorname allein entscheidend, sondern auch die Kombination von Vor- und Nachnamen. Er gilt als Indikator für die ethnische Zugehörigkeit einer Person. Bewerber, deren Nachnamen auf einen Migrationshintergrund schließen lassen, werden auf dem Arbeitsmarkt nachweislich diskriminiert.

Dass der Name die Zukunft eines Kindes prägt, ist in vielen Kulturen und seit vielen Jahren der Wunsch der Eltern. So war es üblich bei den Germanen, den Namen des Kindes danach zu wählen, was sie ihrem Kind für die Zukunft wünschen.

Einzige Hürde bei der Namensgebung stellt das Standesamt dar. Diese können einen Namen ablehnen, wenn zu erwarten ist, dass dem Kind aufgrund des Namens Nachteile entstehen.

Namensänderung

Ist man sehr unzufrieden mit seinem Namen, so hat man dies grundsätzlich hinzunehmen. Eine Änderung des Namens ist nur in sehr wenigen Ausnahmen möglich.
So besteht zumindest die Möglichkeit, die Reihenfolge der Vornamen zu ändern, sofern beispielsweise der Rufname nicht der erste Vorname einer Person ist, man dies aber möchte. Die Änderung der Reihenfolge ist durch einfache Erklärung beim Standesamt möglich.

Der Nachname einer Person kann in den Fällen der Eheschließung, Scheidung oder Adoption geändert werden. Darüber hinaus ist die Änderung des Nachnamens nur bei Vorliegen eines wichtigen Grundes möglich. Dazu gehören die Fälle, in denen der Nachname lächerlich oder anstößig ist, schwer auszusprechen oder zu schreiben, ausländische Namen angepasst werden oder in der Öffentlichkeit negativ konnotiert sind.

Die Änderung des Vornamens geht nur unter noch eingeschränkteren Voraussetzungen. Vornamen dürfen nur geändert werden, wenn ein wichtiger Grund ihre Änderung rechtfertigt. So kann der Vorname eines Kindes, das älter als ein Jahr ist, aber das 16. Lebensjahr noch nicht erreicht hat, nur aus schwerwiegenden Gründen zum Wohl des Kindes geändert werden (§ 62 NamÄndVwV).

Daher gilt: Augen auf bei der Namensgebung. Der Name muss nicht nur dem Klang nach einem selber gefallen, sondern sollte auch unter Berücksichtigung der Interessen des Kindes ausgesucht werden.

Quellen:
-NamÄndVwV
-gmx